Wie sollte man besser ins neue Jahr starten als mit Laufen? Taten statt guter Vorsätze! Also bin ich am 01.01.2014 zu meinem ersten Neujahrslauf überhaupt gestartet. Auserkoren wurde dafür der 43. Neujahrslauf in meiner Wahlheimat Berlin. Es handelt sich um eine kostenlose, ganz entspannt Laufveranstaltung im Herzen der Stadt. Wo noch am Vorabend 1 Mio. Besucher in das neue Jahr feierten, wurde heute morgen bereits wieder der Fitness gefröhnt.
Der Neujahrslauf ist wie gesagt kostenlos. Die Veranstaltung wirbt stattdessen Spenden für die Björn Schulz Stiftung ein. Diese Stiftung hilfe Betroffenen und Familien von schwer und unheilbar erkrankten Kindern und jungen Erwachsenen. Damit steigt die Motivation sich am Neujahrstag aufzuraffen, laufen zu gehen und mit einer kleinen Spende gutes zu tun natürlich noch weiter an.
Es handelt sich auch ausdrücklich nicht um ein Rennen. Es gibt “Bremsläufer”, also praktisch Pacer, die an der Spitze laufen und nicht überholt werden sollen. Ich schätze, dass diese in etwa mit einer Geschwindigkeit von 6:30 min/km oder gar noch langsamer laufen. Es ist also wirklich für erfahrene Läufer ein sehr gemütliches Tempo. Die Läufer an der Spitze tragen während des Laufs Flaggen unterschiedlicher Nationen, was eine schöne “Front” für den Läuferpulk bildet.
Zu meiner Überraschung war sowohl die Beteiligung von Läufern, als auch von Zuschauern durchaus sehr gut. Offenbar lag nicht ganz Berlin mit einem Kater in den Federn, sehr schön! Auch war die Stimmung ausgesprochen gut. Vor allem so mancher der Zuschauer war wohl sichtlich beeindruckt, dass Leute “bekloppt” genug sind an Neujahr laufen zu gehen.
Los ging es um Punkt 12:00 am Pariser Platz, also direkt vor dem Brandenburger Tor. Eine Anmeldung war nicht nötig, aber man konnte sich bei Zelten des Veranstalters eine Startnummer abholen. Alle trugen passend zum Anlass die Nummer “2014”. Bei Abholung der Startnummer konnte man auch die besagte Spende dalassen. Die Helfer waren keineswegs aufdringlich nach Spenden zu fragen. Wer nicht spenden möchte braucht keinerlei Hemmungen zu haben dennoch mitzulaufen. Im Startgebiet gab es dann noch heißen Zitronentee.
Vom Pariser Platz ging es nach dem Startschuß über “Unter den Linden” in Richtung des Berliner Doms. “Unter den Linden” wird ja gerne als “Prachstraße” Berlins bezeichnet. Diesem Ruf wird sie zur Zeit dank unendlicher Baustellen aber überhaupt nicht gerecht. Wer den Berlin Marathon 2013 gesehen hat, wird dies auch bereits bemerkt haben. Wirklich schön ist diese Strecke also zur Zeit leider nicht. So ging es unspektakulär bis zum Berliner Dom. Hier treffen nicht nur mit Dom, Humboldtbox und dem in Rekonstruktion befindlichen Schloß drei Sehenswürdigkeiten aufeinander, sondern der Fernsehturm ist auch bereits sehr nah und man hat einen guten Blick darauf.
Hinter dem Dom war in der Spandauer Straße bereits die Hälfte der 4km kurzen Strecke erreicht. Bei der Umrundung des Doms kam es zu einem Stau: An der Brücke zur Museumsinsel befindet sich - typisch Berlin - eine weitere Baustelle. Hier wurde es einfach zu eng für die vielen Läufer. Es kam nahezu zum Stillstand bzw. zum Gänsemarsch. Auf der anderen Seite der Brücke ging es dann zum Glück wieder im Laufschritt weiter.
Nach erneuten passieren des Doms ging es auf dem bereits bekannten Weg über “Unter den Linden” zurück zum Brandenburger Tor. Dort warteten schon Helfer mit den Urkunden, welche aber mit keinerlei Namen versehen waren, schließlich gab es ja auch keine Anmeldung.
Alles in allem war der Lauf eigentlich unspektakulär, vor allem wenn man die besuchten Sehenswürdigkeiten sowieso schon kennt. Die vielen Baustellen machen die Strecke auch nicht unbedingt attraktiver, sind aber doch irgendwie typisch für die Hauptstadt.
Aber sei es drum, für mich war es dennoch ein toller Lauf: Der denkbar beste Start in eines neues, tolles Laufjahr, das Gefühl einer lohnenswerten Stiftung ein klein wenig geholfen zu haben und der Genuß einer entspannten Laufrunde. Gerade dieses ungezwungene Laufen, frei von Leistungsdruck und Zielstrebigkeit sollte man viel öfter bewußt zelebrieren, das muss ich mir selbst zumindest zugestehen. Also auf ein tolles Laufjahr, ohne übertriebene Verbissenheit! Wie siehst Du das, geht’s Dir ähnlich?
Nils